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25.05.2021, SVZ

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Herr Warneck (l.) und Herr Dücker (r.)

ZWEI, DENEN DIE STADTGESCHICHTE BESONDERS AM HERZEN LIEGT. GERD DÜKER (R.) UND PETER WARNECKE AUS NEUSTADT-GLEWE WOLLEN ALTES WISSEN BEWAHREN. THORSTEN MEIER

 

Er hängt an Althergebrachtem. Wenn er weiß, wie unsere Vorfahren gelebt haben und das in Bezug zum Heute zu setzen vermag, ist das für Gerd Düker Erkenntnis und Lustgewinn zugleich: Denn Heimat entsteht erst im Blick zurück, im Augenblick des Innewerdens ihres Verlustes. „Man kann sich nicht mit der Gegenwart befassen, wenn man die Vergangenheit nicht kennt“, betont der 69-Jährige. Dank seines historischen Spürsinns und Sachverstandes hat er bisher etliches an wertvollem Wissen für die Lewitzstadt zusammengetragen. Dabei stammt der unermüdliche Sammler und Sucher gar nicht von hier, sondern aus Ludwigslust. Dort wurde er geboren. „Mein Vater hat 1960 das Kino von Neustadt-Glewe übernommen. Als Filmvorführer und Theaterleiter brachte er die Filme noch mit einem Bollerwagen zum Bahnhof und holte sie dort auch ab“, erinnert sich Düker, der selbst Maurer gelernt, im Agrochemischen Zentrum und bei der Stadt gearbeitet hat. 1973, beim Putzen einer Garage, verpasst er den Festumzug seiner Wahlheimat zur 725-Jahr-Feier. „Das hat mich geärgert, zumal ich mich immer für Deutsch und Geschichte interessierte habe, das waren meine Lieblingsfächer in der Schule“, erzählt Düker. Er beginnt sich regelrecht reinzuknien in die Heimatforschung. Ab 1990 kann er endlich die Archive für seine Recherchen nutzen. Düker lernt sogar an der Volkshochschule, in Süttelin verfasste Dokumente zu lesen. Und lernt einen Bruder im Geiste kennen, namens Peter Warnecke. „Geschichtsinteressierte finden sich auf der ganzen Welt, egal, wo sie wohnen“, schmunzelt der 73-Jährige, der vor über 30 Jahren ebenso wie Gerd Düker zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins Burg Neustadt-Glewe gehörte.
Beide wälzen seit drei Jahren unzählige und bisher unbekannte Dokumente in Archiven, spüren Zeitzeugen auf und sprechen mit alteingesessenen Neustädtern. Voraussichtlich im Sommer bringt Düker nun ein Fortsetzungsbuch zu „Neustadt-Glewe – Eine mecklenburgische Kleinstadt von den Anfängen bis zur Gegenwart“ heraus, das 2017 erschienen ist. Und mittlerweile den Fleiß des Chronisten belegt, denn es ist sein fünftes Werk. Unter anderem geht es darin auch um den Ursprung des Namens Glewe. Aus vier Quellen werden mehr als 200 Flurnamen für die Umgebung behandelt. 1728 nach einem großen Stadtbrand tauchte erstmals der Name Glewe in der Geschichtsaufzeichnung auf. Dazu hat Düker mit Eberhard Schudlich, einem Nachbarn, gesprochen. „Chlewa, Glawa oder Glewa deutet klar auf eine slawische Siedlung hin. Eine alte Russin meinte zu Eberhard Schudlich, dass man diese Bezeichnung in etwa als „Quelle“ deuten kann. Es ist ein Hinweis auf ein feuchtes Gebiet. Und das würde hier zutreffen, da die Lieps sehr sumpfig war. Außerdem passt es zu der Sage, dass das alte Glewe im See untergegangen ist.“ Es sei außerdem alles zusammen getragen worden, was seit 1990 in der Lewitzstadt passiert sei, ergänzt Peter Warnecke. „Wir haben auch die Betriebe reingenommen, die ab 1946 die Entwicklung in der Stadt mitgeprägt haben.“ Denn die Zeitgeschichte befinde sich stetig im Wandel, könne niemals abgeschlossen werden. „Die Finanzierung für das Fortsetzungswerk ist bereits geklärt. Die Druckangebote werden gesichtet. Und der Vorstand des Kultur- und Heimatvereins wird demnächst hoffentlich grünes Licht geben. Förderzusagen vom Landkreis und vom Landesheimatverband liegen vor. Voraussichtlich ab Sommer werden wir das Buch dann in den Händen halten können.“ Eine Aussage, die Gerd Düker ganz besonders freut, denn: „Es gibt schon etliche Vorbestellungen für die 220 Seiten, die mit Fotos, Zeitdokumenten und Gegenüberstellungen aufwarten.“ Wärmstens an Herz gelegt sei das Werk all denjenigen, die beispielsweise erfahren wollen, wie es um die Hexenprozesse in Neustadt und der Amtsumgebung einst bestellt war. Gerd Düker: „Vom Freispruch bis zur Hinrichtung war alles dabei. Denn es gab in Neustadt früher eine Richtstätte. Der letzte Prozess hat 1724 stattgefunden. Eine Namensliste der bedauernswerten Frauen habe ich ebenfalls zusammengetragen.“

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