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Leseprobe, Neustadt-Glewe, Eine mecklenburgische Kleinstadt von den Anfängen bis zur Gegenwart (Teil 2)

Seite 56

 

17    Das Postwesen

 

In einem Stadtpanorama von 1730 wird u.a. ein Posthaus genannt. Es ist als großes Gebäude dargestellt, von dem man nur das Dach sieht. Aber hier dürfte es sich nur um die Phantasie des Künstlers oder Fehlinformationen handeln.

Wie bereits geschrieben, haben wir 1724 den Steuereinnehmer und Postmeister Rudolph von Neuendahl. Erstmals genannt wird er am 09. Juni 1723 als Postmeister. Als nächster in diesem Amt lesen wir 1744 von Postmeister Hübner, 1750 wird ein Bethcke genannt. Ihm folgt Postmeister Wilhelm Meincke 1761, seit 1752 auch Ratsherr in Neustadt.

In den Aufzeichnungen von 1768 erscheint ein Postmeister Johann Wilhelm Wiese. Er

ist Faktor [Technischer Leiter, Verantwortlicher für den Betrieb] der Messinghütte. Er kauft 1765 das neu erbaute Haus von Friedrich Daniel Raven [heute Markt 05]. 1779 haben wir in unserer Stadt einen Seitz, der sich Postassistent nennt. Drei Jahre später versieht der Postverwalter Diedrichs seinen Dienst in der Stadt.

Von 1798 bis 1816 versieht der Zollschreiber und Postmeister Ebeling seinen Doppel-

dienst. Vor 1810 befand sich die Postanstalt in der Langen Straße, der heutigen Breitscheidstraße. Danach zog sie in die Parchimer Torvorstadt Nummer 129, heute Bahnhofstraße 19. Von 1817 bis 1841 folgt ihm Postmeister Koeppen, während sein Nachfolger, der spätere Postdirektor in Schwerin, Glaser nur für ein Jahr in unserer Stadt verweilt. Von 1847 bis 1868 finden wir die Filiale in der Langen Straße 31 [heute Breitscheidstraße 44], dem Postmeister Engel gehörig. Von ihm ist bekannt, dass er der Stiefbruder des Stadtsekretärs Jahnke ist. Um einiges länger hielt es der Postmeister Engel in Neustadt aus, von 1842 bis 1868. Sein Nachfolger, Postverwalter Jordan bleibt wiederum nur ein Jahr. Am 01. Juli 1868 wird die Filiale in das Dr. Brockmannsche Haus verlegt. Heute haben wir das Glewe-Stübchen in diesem Haus, die Breitscheidstraße 42. Die Miete betrug 150 Reichstaler. Seit dem 01. Juli 1872 ist das Haus Eigentum der Post, am 01. Oktober 1879 kauft es der Lotteriebetreiber Brockmann. Auch seinen Nachfolger, Schlüter; hält es hier nur von 1870 bis 1871. Ebenso den Postassistent Müller (1871 bis 1872). Postmeister Broll bleibt sieben Jahre. In dieser Zeit wird für den 16. Juli 1876 eine Telegraphenanstalt der Post erwähnt. Sein Nachfolger Seitz, wird 1882 von Postverwalter Diedrichs abgelöst.

Post

Seit dem 01. Oktober 1886 finden wir die Post im Haus Markt 16 [Heute Markt 07, beherbergt u. a. Bibliothek und Bauamt unserer Stadt.]. Zu der Zeit gehörte es dem Juden Weil. Er bekam zunächst eine Jahresmiete von 800 Mark, ab 1892 1000 Mark.

Von 1893 bis 1895 baute die Post sich dann ein eigenes Haus. Dieses konnte sie am 01. Oktober 1895 beziehen.

Dafür musste die ehemalige Wache des Neuen Schlosses weichen.

Hier verblieb sie bis zur Auflösung des Postamtes in den 1990er Jahren.

Nach vielen Jahren des Leerstandes und Verfalls wurde das Gebäude komplett saniert. Hier finden wir heute das Eiskaffee Rudolfo und vier moderne Wohnungen. Die „Postgeschäfte“ werden jetzt in einer Agentur (zuerst in der Rosenstraße 01 bis 03 [Sparmarkt] und später im Edeka – Markt auf dem alten Sportplatz in der Brauereistraße) ausgeführt. Ab 01.04.2021 werden die Postbank-Dienste hier eingestellt. Die reinen Postdienste bleiben hoffentlich weiter erhalten

Leseprobe, Teil 2, 1
Leseprobe, Teil 2, 2

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27    Der Scharfrichter und Froner von Neustadt

 

Am 16. Februar 1646 beurkundete Herzog Adolph Friedrich, dass er den Scharfrichter Hanns Brockenhausen, wohnhaft in Neustadt, in Amt und Stadt Neustadt, Grabow und Marnitz, bestellt hat. Außerdem verpflichtet er ihn, vier englische Hunde, die der Herzog für seine Jagdausflüge braucht, zu halten.

Zuvor hatte sein Vater, Meister Gebhard Brockenhausen, das Amt in Neustadt inne.

Am 09. Juli 1649 beschwert sich Brockenhausen, dass der Magistrat sein Wohnhaus zwar bis unters Dach fertiggestellt hat, aber nun nicht weiterbaut [Er meint sicher, dass das Haus im Rohbau fertig gestellt ist.]. Der Magistrat erklärt seinerseits, die Bürger würden sich weigern, weiterzubauen, weil sie bald mit der Aussaat beginnen müssen.

Der Scharfrichter macht weiter darauf aufmerksam, dass er sich bei den Leuten in einer (…) gar kümmerlichen Wohnung aufhalten muss.“ Diese ist so beschaffen, dass ihm bei dem letzten Regen (…) bald ein Kind in der Wiege ersoffen und nur mit (…) Not errettet ist.“

Das Verhältnis zwischen dem Neustädter Magistrat und Brockenhausen muss sich im Laufe der Jahre gut entwickelt haben. 1667 bittet die Stadt den Herzog, Hanns Brockenhausen weiter als Scharfrichter in Neustadt zu belassen und nicht seinen Bruder in dieses Amt zu bestellen. Der alte Scharfrichter ist schon seit 20 Jahren hier.

Er hat zusammen mit der Bevölkerung während des Krieges Gutes und Böses ausgestanden. Außerdem wurden über ihn in der ganzen Zeit keine Klagen erhoben. (…) Das Scharfrichterhaus ist im ersten Krieg [Gemeint ist wohl der dreißigjährige Krieg und damit muss er schon vor 1646 im Amt gewesen sein.], von den Kaiserlichen Soldaten eingerissen, 1648 wieder erbaut und 1657, als die Kaiserlichen hier 42 Wochen

gelegen, als Hanns Brockenhausen die Stadt verlassen hatte, wieder von den Soldaten ganz ruiniert.“ Alle Fenster und Türen sind rausgeschlagen. Da der Scharfrichter nicht in Neustadt war, hat die Stadt das Haus an einen anderen Bürger verkauft. Nun ist er auf ein anderes Haus angewiesen.

Am 09. November 1678 wird sein Sohn Christian Brockenhausen als Scharfrichter bestellt, 1692 und 1701 im Amt bestätigt. Bisher hat die Stadt für die Scharfrichterwohnung, die in einem Bürgerhaus lag, 

Bild Karte

10 Schillinge Steuern jährlich bezahlt

Beim Stadtbrand von 1694 wurde die Fronerei ein Raub der Flammen. Das Amt bittet den Herzog, sie auf einer anderen Stelle vom Rat wieder aufbauen zu lassen. Sie soll aber weiter weg errichtet werden, da der Gestank die Einwohner zu stark belasten würde. Der Scharfrichter ist damit nicht einverstanden und wendet sich an den Herzog.

1694 hat die Stadt mit dem Bau einer neuen Fronerei und des Scharfrichterhauses auf der alten Stelle begonnen. Doch Küchenmeister Faber untersagt den Weiterbau. Nun bittet die Stadt den Herzog, das Haus für einen Amtsdiener weiterbauen zu dürfen, da es zu nahe am Schloss steht [schwarz markierte Fläche]. Dafür soll das Amt das neue Scharfrichterhaus vor dem Parchimer Tor bauen.

Amtmann Faber wollte das Scharfrichterhaus auch nicht gleich hinter dem Parchimer Tor haben, sondern noch weiter weg. Er argumentierte: Wenn der Wind ungünstig kommen würde, würde der Gestank, wenn das Haus dicht an der Stadtgrenze oder in der Stadt steht, die Einwohner unangenehm belästigen. Und auch der Herzog würde 

wenn er in der Stadt zur Jagd verweilt, unangenehm belästigt. Und so wurden die Fronerei und das Scharfrichterhaus noch vor der Elde gebaut. [Das Scharfrichterhaus ist blau eingekreist.].

1718 beschwert sich Bürgermeister Nicolaus Böteführ, dass der Amtmann Faber das alte Frohnerhaus, das neu gebaut, aber noch nicht ganz fertig ist, zu einem Stall umbaut und dadurch die Stadt der Hausabgaben verlustig geht. Faber schreibt, dass das Haus keiner kaufen wollte, er zwar einen Tagelöhner vorher darin wohnen gehabt, jetzt es aber nicht wieder vermieten kann. Da sein Stall eingefallen ist, will er die Wohnung bis zum Wiederaufbau als Stall benutzen.

Die Wohnung lag hinter dem fürstlichen Amtshaus [ehemaliges Parteihaus] hinter der Küchenmeister-wohnung. [Es muss also ungefähr dort gestanden haben, wo wir heute die Große Wallstraße 40 haben, was mit dem Vermerk „hinter der Stadt“ übereinstimmt.]

Um 1725 [leider unleserlich] wurde Hans Nicolaus Wetzel Scharfrichter in Neustadt.

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