25.11.2013, SVZ
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KULTUR- UND HEIMATVEREIN NEUSTADT-GLEWE E.V
Hilferuf: Obelisk für Bollbrügge retten
von Andreas Münchow
Gerhard Düker (l) und Peter Warnecke am Obelisten. Im Hintergrund liegt die abgestürzte Steinkugel. Münchow
Die Inschrift ist weitgehend unlesbar, der Sandstein verwittert und eine Steinkugel schon hinunter gestürzt: Der Obelisk auf dem Friedhof von Neustadt-Glewe, der einst für den Ratsherren Johann Ernst Bollbrügge errichtet wurde, verfällt immer mehr. Und das, obwohl sich der Kultur- und Heimatverein Neustadt-Glewe e. V. seit Jahren auch um den Erhalt dieses Denkmals bemüht. Jetzt hat der Verein beim Landkreis Ludwigslust-Parchim offiziell die Aufnahme des Obelisken in die Denkmalliste beantragt.
Peter Warnecke, Vorstandsmitglied des Vereins, sagt: "Um den Obelisken zu erhalten, muss er umfassend saniert werden. Die voraussichtlichen Kosten betragen, abhängig vom Umfang der Arbeiten, 4500 bis 10 000 Euro." Durch eine mögliche Aufnahme in die Denkmalliste hofft der Verein auf Rückenwind bei der langfristigen Erhaltung des Denkmals und auf entsprechende Fördermittel.
"Der Obelisk ist auch deshalb so wertvoll für Neustadt-Glewe, weil er ein Stück Stadtgeschichte verkörpert", erklärt Warnecke. "Neustädter Freunde von Johann Ernst Bollbrügge hatten das Denkmal 1805 für den rund sechs Jahre zuvor verstorbenen Ratsherren errichtet." Vorstandsmitglied Gerhard Düker vom Kultur- und Heimatverein ergänzt: "Bollbrügge hatte eine Stiftung mit einem Grundstock von 1000 Talern gegründet, deren Zinsen armen Schulkindern zugute kamen. Die Stiftung wurde Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts während der Nazidiktatur mit der Begründung aufgelöst, dass es keinen Bedarf dafür gebe."
Nach Erkenntnissen des 1994 gegründeten Vereins (86 Mitglieder) ist die vor 208 Jahren errichtete Stele das einzige noch erhaltene große Monument historischer Grabstätten auf dem Neustädter Friedhof. Peter Warnecke: "Laut Inschrift auf der am Fuße des Obelisken liegenden Grabplatte ruht neben Bollbrügge seine Ehegattin."
Die Vereinsmitglieder befürchten, dass der Verfall des maroden Denkmals weiter voran schreitet, wenn sich nicht bald etwas tut. "Falls die Sanierung nicht möglichst bald beginnt, muss die unmittelbare Umgebung der Grabstätte möglicherweise gesperrt werden, weil das marode Bauwerk einzustürzen droht", vermutet Peter Warnecke.
Immerhin: Nicht auszudenken, was passiert wäre, falls die vor einiger Zeit aus mehreren Metern Höhe herabgestürzte Steinkugel zufällig einen Besucher des städtischen Friedhofs getroffen hätte. Ein größeres Loch auf der Rückseite des Obelisken zeugt davon, dass hier offenbar bereits ein weiteres Steinstück aus dem Denkmal herausgebrochen ist.