09.10.2018, SVZ
Quelle: https://www.svz.de/21284312 ©2019
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NEUSTADT-GLEWE
Wie Euphorie zum Krieg führt –
von Andreas Münchow
Freuen sich, dass die zunächst in Neustadt gezeigte Ausstellung nun in Parchim zu sehen ist. Peter Warnecke (l.) und Gerhard Düker vom Kultur- und Heimatverein.
„Wie ich gestern durch die Stellung ging, da sah ich, wie ich um eine Schutzwehr bog, unseren toten Kameraden Griehn…“
Zeilen aus einem Brief von Fritz Langner aus Neustadt-Glewe. Er war Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. Seine Erlebnisse, die Langner in Wort und Bild dokumentierte, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs“, die der Kultur- und Heimatverein Neustadt-Glewe jetzt auf der Burg präsentiert.
„Der Krieg war die erste Völkerschlacht des 20. Jahrhunderts. Mit der Ausstellung wollen wir zum Mahnen und Gedenken beitragen und dazu, dass nichts in Vergessenheit gerät“, sagt Peter Warnecke, stellvertretender Vorsitzender des Vereins.
"Es war nicht einfach"
Über Monate haben Mitglieder des Vereins Dokumente zusammen getragen: Briefe, Fotos, Plakate und alte Zeitungen aus Privatbesitz und dem Kreisarchiv. Vereinsmitglied Gerhard Düker, der unter anderem Briefe des Lehrers Fritz Langner sichtete: „Es war nicht einfach, aus der Vielzahl der Dokumente jene auszuwählen, die dann in der Ausstellung gezeigt werden sollten.“ Er selbst habe beim Lesen der Briefe eine Gänsehaut bekommen.
„War anfangs in Fotos und Briefen eine Euphorie zu erkennen, wurde dann zunächst unterschwellig die Grausamkeit des Krieges sichtbar. Schließlich gab es einen Sinneswandel von Begeisterung hin zu Betrübtheit“, so Hobbyforscher Gerhard Düker.
Die Ausstellung ist auch deshalb so wertvoll, weil die gezeigten Dokumente nicht von sogenannten Frontberichterstattern stammen, sondern unmittelbar aus der Sicht des Soldaten im Graben entstanden. Wie wohl auch das Gedicht „Die Etappenschweine“, das von einem Frontsoldaten verfasst wurde und offenbar gewisse Offiziere beschreibt: „Wer läuft geleckt u. gebügelt einher? Wem fällt das Grüßen entsetzlich schwer?…Wer schluckt unzähliges Kommandogeld?…“ heißt es in dem Gedicht unter anderem.
Dank an Bürgermeisterin
Zu den Dokumenten in der Ausstellung gehört auch eine Namensliste von 98 Neustädtern, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Die Liste wurde im Jahre 2011 beim Abriss des Kriegerdenkmals am Schloss in einer Schatulle entdeckt. Während dieses Denkmal abgerissen wurde, gibt es in den Ortsteilen sowie in Brenz und Blievenstorf erhalten gebliebene Denkmale, die jetzt fotografiert wurden. Diese Fotos sind ebenfalls ausgestellt.
Die Ausstellung ist ab heutigem Mittwoch bis zum 5. Dezember zu den Öffnungszeiten des Museums in der Hofstube der Burg zu sehen. Peter Warnecke: „Wir möchten uns bei der Stadt und besonders bei der Bürgermeisterin bedanken, dass die Hofstube für die Ausstellung zur Verfügung gestellt wird.“ Dank gelte neben anderen Unterstützern auch Holger Kruse vom Fotostudio K 3, der bei der Auswahl der Dokumente und Bilder sowie der Gestaltung der Ausstellung wesentlich geholfen habe