Schweriner Straße
Ein historischer Spaziergang durch die Schweriner Straße von Neustadt-Glewe.
(von Gerhard Düker)
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Hier im Kreuzungsbereich der Ludwigsluster Straße/Schweri-ner Straße sehen wir die Nebengebäude der Ludwigsluster Straße 01.
1891 erfolgt der Bau des Otto Podein`schen Saales in der Schweriner Straße 1. Dieser wird 1917 noch als Gaststätte und „Hotel zur Linde“ geführt.
Im November 1850 wird der Gastwirt Otto Podein bereits erwähnt, 1866 als Gastwirt im „Hotel Stadt Bremen“.
Am 03.Juli 1919 verkauft Otto Podein das „Hotel zur Linde“ an Elisabeth Heiser.
Nach zwei weiteren Verkäufen an Gastwirten kommt es am 20.Oktober 1922 in den Besitz von Emma Martens.
Im Einwohnerverzeichnis von 1925 erscheint sie jedoch nicht.
1925 finden wir es nicht mehr im Hotelverzeichnis, sondern als ein Mehrfamilienhaus.
Bis Mitte Dezember 1937 war hier der städtische Kindergarten untergebracht.
Das Haus befand sich auf dem Gelände vom Hydraulik Nord und wurde von diesem Betrieb Anfang der 1980er Jahre saniert.
Dieses Bild stammt aus den 1960er Jahren.
Die rechte Bildseite wird von der Halle des VEB Hydraulik Nord dominiert.
Begonnen hatte die Firma als „Neu-Werk“.
Am 18.Juli 1947 kaufte der KFZ-Meister Erich Strohkirch das ehemalige „Hotel zur Linde“ einschließlich Saal als Werkstatt, er wohnt hier bereits seit Dezember 1942. Am 02.Februar 1953 geht er mit seiner Familie in die BRD. Danach diente die Räumlichkeit als Garage für die MTS, um anschließend in den Besitz des VEB Neu-Werk (später Hydraulik Nord) zu wechseln.
Im Juli 2002 wurde mit den Abrissarbeiten für den Lidl-Markt begonnen.
Die beiden Aufnahmen zeigen den Lidl im Jahr 2003.
Im April 1924 eröffnete Georg Lübbe in der Schweriner Straße 02 eine Sägerei und Zimmerei (2. Haus v. rechts). Erwähnt wird ein Sägerei-Platz bereits 1893.
Am 09.Juni 1932 kauft er das Haus von Minna Cords. Lübbe war von Dezember 1942 bis Mai 1945 erster Beigeordneter (Stadtrat).
Am 25.Februar 1949 übernehmen die Vereinigten Volkseigenen Betriebe (VVB) - Holz das Haus und Gelände und am 24.Oktober des Jahres wird das Land Mecklenburg als Eigentümer im Grundbuch eingetragen.
Ab 01.Januar 1957 ist die Stadt Rechtsträger der Liegenschaft. Sie hat das Sägewerk samt Inventar an den Böttchermeister Hans Brockmann verpachtet.
Gebaut wurde das Haus Schweriner Straße 02 1920.
Am 01.Oktober 1958 wurde unter Leitung von Tischlermeister Otto Pichhardt die Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) Holz „7.Oktober“ gegründet.
1992 ist die PGH - Holz bereits Geschichte.
Noch einmal ein Blick auf und in die leere Halle.
1998 sieht das Gelände dann so aus. Im linken Bild sehen wir noch das Wohnhaus Schweriner Straße 02. Es wurde als zweites Haus nach dem „Hotel zur Linde“ gebaut.
Im bereits erwähnten Jahr 1917 gab es in der Schweriner Straße drei Wohnhäuser.
Nach der Sanierung der verbliebenen Gebäude eröffnete das Autohaus Halfpap am 29.Oktober 1998 seine Pforten. Dann folgte ein paar Jahre später der KIK-Markt.
1933 wurde dieses Haus Schweriner Straße 04 von Gärtnermeister Otto Sternhagen gebaut.
1947 wird er noch als Gemüsehändler genannt.
Später wohnte hier der Gärtner Jalinskie.
Die Schweriner Straße 04 wurde von der Firma Denissen gekauft und saniert.
Im August 2009 zogen die neuen Mieter ein.
In der heutigen Schweriner Straße 06 wohnen 1925 der Vorarbeiter August Schneider und der Kaufmann Paul Greiner.
1928 ist das Haus bereits an das Lederwerk verkauft.
Der alte Eingangsbereich zum Friedhof von der Schweriner Straße.
Erwähnt wird der Friedhof erstmals 1576 in einem Kirchenvisitationsprotokoll.
Er war die Begräbnisstätte für die Wöbbeliner, Hohewischer, Kronskamper und Klein-Laascher.
1795 wurde der städtische Friedhof ebenfalls hierher verlegt.
1839 und 1840 legen die Klein-Laascher und Wöbbeliner ihre eigenen Friedhöfe an.
Dieses Mausoleum gehörte der Familie Weinaug. Bei der Sanierung des Friedhofs 1949 wurde das Gebäude geschliffen und so kennen wir die Grabstelle heute.
Dieser Obelisk wurde dem 1799 verstorbenen Ratsherren Johann E. Bollbrügge (Ratsherr von 1794 bis 1798) 1806 von seinen Freunden gestiftet.
Der Heimatverein von Neustadt-Glewe sorgte dafür, dass eine Aufnahme in die Denkmalsliste erfolgte und kümmert sich nun um die Sanierung.
Lehrer Fritz Porepp brachte 1893 die erste Broschüre zur Stadtgeschichte heraus.
Eine dritte Auflage erschien 1912.
Auch dieser Grabstein sollte erhalten werden.
Leider wurde der Grabstein von Lehrer Fritz Langner, der sich ebenfalls um unsere Stadtgeschichte verdient gemacht hat, im Jahr 2014 entfernt.
Dieses Schicksal sollte dem Stein der Familien Grufke und Hirschfeld erspart bleiben.
Beide Männer waren geachtete Lehrer des Technikums.
Louis Grufke war mehrere Jahre Direktor bzw. Leiter des Direktoriums dieser Einrichtung.
Die linke Aufnahme mit Blickrichtung Wöbbelin könnte aus den 1950er Jahren stammen. Links sehen wir noch eine Scheune.
Das Haus von Lehrer Fritz Langner (am rechten Bildrand) wurde am 27.August 1927 im Grundbuch eingetragen.
In der Liste von 1925 wird in der heutigen Schweriner Straße 10 der Rentner Karl Koropp genannt.
Im Torbalken sehen wir noch ganz schwach den Namen Koropp und die Jahreszahl 1837.
Zeitweise wohnte hier der Friedhofsgärtner und es wurde der städtische Leichenwagen untergestellt.
Bei diesem Blick aus der Gegenrichtung sehen wir auf der linken Seite ebenfalls Gebäude, die heute kaum noch jemand kennt.
Schuppen, Scheune und Gebäude am linken Bildrand sind heute verschwunden.
Danach kommt die Schweriner Straße 12.
In der heutigen Schweriner Straße 12 wohnen 1925 der Schlachter Karl Kühl und der Vorarbeiter Friedrich Scheider. Ein Arbeiter Schneider, Fr. wird hier bereits 1917 erwähnt.
Die Sanierung der Trauerhalle erfolgte 2006.
Parallel dazu wurden ein Parkplatz und ein weiterer Eingang geschaffen.
Der eben erwähnte Parkplatz mit dem neuen Eingang.
Das Sozialgebäude (links im Bild) wurde 2012 umgebaut
Hier befand sich ehemals der Lagerplatz der PGH-Holz.
Das Haus Schweriner Straße 12 a wurde 1992 von Frau Roswitha Offhaus als Wohnhaus und Zahnarztpraxis gebaut.
Hier sehen wir das Haus Schweriner Straße 14.
Das Haus wurde im Jahr 2002 im Auftrag von Burkhard Saß abgerissen.
Seit 2002 haben wir hier eine Freifläche.
Alle Häuser die wir hinter der Nummer 14 sehen, wurden in den 1920er und 30er Jahren und später bebaut.
Diese Aufnahme stammt vermutlich aus der ersten Hälfte der 1950er Jahre.
Hier sehen wir das Haus Schweriner Straße 16 als Fachwerkhaus. Es entstand ebenfalls aus einer Scheune.
1970 wurde es von der Familie Heinz Braemer saniert.
Das Haus Schweriner-Straße 16 a, Hans Puls, war 1958 bezugsfertig.
Diese Bauzeichnung für das Haus Schweriner Straße 16a finden wir auf der Baugenehmigung mit Datum vom 04. Mai 1954.
In der Schweriner-Straße 24 wohnt die Familie Dieter Gottlieb. Das Haus ist sichtbar zurückgesetzt.
Ausgebaut wurde eine kleine Wohnung 1910/1911 in einem Stall von Hans Gottlieb.
Ein größerer Umbau erfolgte 1936; die Leitung hatte dabei der verantwortliche Architekt für den Bau der Kriegsopfersiedlung Parchimer Straße.
1964 erfolgte eine weitere Sanierung.
Die Schweriner Straße 26, Dr. Manfred Biedermann, ehemaliger Direktor des Lederwerkes, ist ebenfalls noch mit größerem Abstand von der Straße erbaut worden.
Die heutige Schweriner Straße 28 (am rechten Bildrand) wurde 1933 von Tischler Ernst Meier gebaut.
Es wurde zwischenzeitlich schon saniert.
1938 entstand das Wohnhaus Schweriner Straße 30 von Otto Seidenschnur.
Das Haus Schweriner Straße 34 baute Hermann Böttcher Anfang der 1950er Jahre.
Die heutige Schweriner Straße 36 (links im Bild) wurde 1956 von Tischlermeister Paul Thesdorf gebaut.
Hier haben wir die Einfahrt in den Fischerstieg.
Ende 1997 erfolgte die Bauplanung für den
1. Bauabschnitt am Fischerstieg.
Auf der Stadtvertreterversammlung am 12.Februar 1998 wurde beschlossen, die Straßen nach Mecklenburger Dichtern zu benennen: Rudolf-Tarnow-Straße, Johann-Gillhof-, Ernst-Barlach- und Theodor-Storm-Weg.
Gehen wir nun auf die linke Seite der Schweriner Straße hinter den Lidl zurück.
In der Schweriner Straße 07, erbaut 1930 von Gustav Gercke, haben wir seit 1991 das Dentallabor von Uschi Thielcke.
1925 baute Heinrich Voth ein Zimmer und eine Kammer in der damaligen Scheune ein.
1931 folgte ein weiteres Zimmer in der heutigen Schweriner Straße 09.
Wo wir heute das Bestattungshaus Heinke GmbH haben befand sich vor dem Umbau des Hauses eine Durchfahrt.
Das Haus Schweriner Straße 11 wurde 1925 von Schlossermeister Otto Jalaß gebaut.
Am 30.Dezember 1926 erwirbt es der Schlossermeister Robert Fischer.
Auf dem Hof befand sich seine Werkstatt. In ihr waren während des II. Weltkrieges französische Kriegsgefangene untergebracht.
Das Haus Schweriner Straße 13 wurde 1931 von Georg Schneider gebaut. Die Schweriner Straße 15, Töpfermeister Alfred Bruhn, finden wir hier bereits 1929.
Seit Dezember 1990 betreiben Annelie & Karoline Biermann ihre Kosmetikpraxis in diesem Haus.
Dieser Lageplan stammt von 1929.
Bei den beiden obersten Häusern in der Schweriner Straße (rechts) kann es sich nur um die Schweriner Straße 09 und 11 handeln, dass Haus Ecke Schweriner Straße/Fritz-Reuter-Straße 15, gehört Töpfer Bruhn.
Auf der linken Seite der Schweriner Straße stehen noch Scheunen und Stallungen. Das letzte Gebäude (unten links) ist als Haus ausgewiesen. Es handelt sich hier um die heutige Schweriner Straße 16, Heinz Braemer.
In der Fritz-Reuter-Straße sehen wir am unteren rechten Bildrand die heutige
Nr. 31 und 29. Gegenüber die Nummer 30 baute 1928 Feldhüter Fritz Möller.
Rechts im Bild sehen wir das Fachwerkhaus Fritz-Reuter-Straße 31.Es wurde 1926 gebaut.
In der Fritz-Reuter-Straße 29 wohnt 1929 Fritz Buhr. Er war von Mai 1933 bis August 1935 1.Beigeordneter und dann u.a. Kreisleiter der NSDAP. Von März 1934 bis Juli 1934 war er zudem amtierender Bürgermeister in unserer Stadt.
Otto Wahls ging 1962 in Rente. Er erwarb das Grundstück neben dem Spielplatz und eröffnete hier eine Altstoffannahme.
Zusätzlich kaufte er Pferd und Wagen und fuhr damit zum Ankauf der Altstoffe über die Dörfer. Damit besserte er die kleine Rente auf.
Dieser neuen Garage musste 1963 die alte Scheune weichen.
Zum 31.Oktober 1976 kündigte er beim Altstoffhandel. 79jährig,
1968 wurde der linke Eingang angebaut und nach der Wende erfolgte eine grundlegende Sanierung des Hauses.
Hier haben wir den Eingangsbereich in die Florian-Geyer-Straße. Sie bekam am 10.Mai 1979 ihren Namen.
Dieses Haus baut 1922 der bekannte Neustädter Kaufmann und spätere Gärtner Carl Trechow. In diesem Jahr hat er sein Haus in der Stadt verkauft.
Interessant ist, dass bei der Sanierung nach der Wende das Felsenfundament Beachtung fand.
Der Eingangsbereich in die Theodor-Körner-Straße. Auf dem Gehöft des Hauses am rechten Bildrand befand sich das Gelände der Stadtforst und nach der Wende für kurze Zeit die Unterkunft vom städtischen Bauhof.
Diese ehemalige Bauernstelle Schweriner Straße 21 konnte im September 1937 von Bauer Heinrich Warncke als Neubau bezogen werden.
Das Wohnhaus Schweriner Straße 23, Familie Wilfried Fehland, ist ein Massivbau mit Holzverkleidung.
Gebaut wird es 1953/1954 von Hannes Bentin.
Am linken Bildrand sehen wir das Wohnhaus von Wolfgang Sahling.
Er hat das Haus 1973 gebaut und hier seit 1977 eine Werkstatt.
Die Schweriner Straße 27 ist wieder deutlich zurückgesetzt. Es wird auch mal eine Scheune gewesen sein. Ebenso wie das Gebäude am rechten Bildrand.
Die heutige Schweriner Straße 29 finden wir in der Liste von 1925 als Schweriner Straße 09, Ackerbürger Franz Wiedow.
Es war in diesem Jahr das letzte Haus in der Straße, wobei die meisten Häuser auf dieser Seite der Straße gelegen haben.
Bis in die 1950/1960 Jahre waren auf der gegenüberliegenden Seite Gärten.
Rechts im Bild sehen wir das Haus von Hans Sellmann.
Die Baugenehmigung für das Haus Schweriner Straße 33, Fritz Helbig, wurde im November 1953 erteilt.
Am 31.August 1988 eröffnet Gernot Helbig hier seine Bau- und Möbeltischlerei. Es war die 40. im Landkreis der damaligen DDR.
Nach der Wende wurde die Tischlerei geschlossen.
In der Scharnhorst-Straße, sie bekam ihren Namen am 19.März 1975, wurden Einfamilienhäuser für Offiziere des Lazaretts gebaut.
Diese Postkarte muss vor 1912 entstanden sein.
Bei dem Gebäude handelt es sich vermutlich um eine Scheune und auch die Fritz-Reuter-Straße nimmt noch nicht die Sicht auf das Technikum und die Ludwigsluster Straße.
1917 waren drei, 1925 neun Häuser in der Schweriner-Straße.
Zum Schluss sehen wir hier einen Plan der Schweriner-Tor-Vorstadt aus dem Jahr 1912.
Auffallend sind dabei die Fritz-Reuter-Straße und die darüberliegende spätere Querstraße als Verbindung zwischen Schweriner- und Ludwigsluster-Straße.
Außerdem waren zwei weitere Verbindungsstraßen geplant, die sich in den 1970er Jahren als Florian-Geyer und Scharnhorst-Straße wiederfinden und eine Verbindung zur Landwehr herstellen.
Links der Schweriner Straße war eine weitere Bebauung mit Verbindungen zur Seestraße und weiter darüber hinaus geplant.
Aber auch rechts von der Ludwigsluster Straße waren weitere Bebauungen geplant.
Bereits 1912 kam vom Neustädter Gewerbe- und Bürger-Verein beim Magistrat ein Vorschlag zur Namensgebung der nach Wöbbelin führenden Straße.
Vom Dezember 1893 liegt ein Plan zum Pflastern der Schweriner Straße vor.
Er muss realisiert worden sein, denn im März 1894 lesen wir folgende Festlegung des Neustädter Magistrats:
„(dass) die Kosten für die Vorarbeiten, die Gewinnung von Grund und Boden, die Erstellung der … und Bürgersteige, sowie der Rinnsteinentwässerung p.p. nicht oder doch nicht ausschließlich aus städtischen Mitteln zu bestreiten sind, sondern daß zu denselben von denjenigen, welche an der neuen Straße bauen, ein Beitrag zu leisten ist.“
aktualisiert: 08. März 2019
Gerhard Düker, 2015
Auskunft zur historischen Entwicklung der Straße erteilt:
Herr
Gerhard Düker