Kiez
Ein historischer Spaziergang durch den Kiez von Neustadt-Glewe.
(von Gerhard Düker)
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Über diese Brücke betritt man den Kiez, der bis 1936 selbstständig war. Es gab hier einen Dorfschulzen und ein eigenständiges Dorfparlament. Die Wiedows waren Erbschulzen über Jahrhunderte hinweg.
Der heutige Bach war als Seitenarm der Elde bis in die 1950er Jahre mit einem Kahn befahrbar. Rechts im Hintergrund die alten Bauernhäuser, die bis auf Ott abgerissen wurden.
Hufe 01, früheres Wohnhaus der Familie Wiedow, später Günther Boldt. Erbaut wurde es 1743 und es ist eines der ältesten Häuser auf dem Kiez. Saniert wurde es 1932. Hier etwa hat auch das Mühlentor (drittes Stadttor) gestanden, angeblich abgerissen um 1870.
Die Inschrift des Balkens lautet:
Hans Heinrich Wiedau /Catharina Elisabeth Boeteführ Gott wird in meinem Leben mein Teil mir reichlich geben und für mich alle Morgen aufs Neue wieder sorgen Hans Christian Wiedau / Anna Elisabeth Rathmanns Anno 1743 den 29. Junius
In der Hufe 02 wohnte der Ackerbürger Thiessen.
Die Umgestaltung des Kiezes, der Straßen, Gehwege und Grünanlagen erfolgten ab 2000.
Dieses Haus, Kiez 03, gehörte dem alten Kiezer Hinrichs, die Großeltern von Frau Müller aus der Burgstraße.
Blick auf das Haus Ott, Kiez 07, in den 1920er Jahren und in den 1960er Jahren mit Blick auf den Hundedamm.
Das Haus Ott 1983 und heute.
Das Haus Kiez 05, Familie Junghans.
Hier stand vor dem Bau des Hauses ein Gartenhaus, dessen Fenster zur Wiese zeigten.
Glasermeister Ulf Hauschild Kiez 06b, erbaut 1985 (eingezogen und Werkstatt eröffnet) von seinem Vater Franz Hauschild.
Das Wohngebiet „Elde-Blick“, Baubeginn 1999.
Hier die Kurve in Richtung Kiez, das Haus Ott fehlt. Die Aufnahme muss um 1930 entstanden sein. Links sehen wir noch die Pumpe.
Links Bauer Schröder, später Lehrer Havermann. Danach kaufte es der Tierarzt Papke.
Das Haus rechts im Bild, ehemals Zander, kaufte Norbert Thiel.
Noch mal ein Blick über den Seitenarm der Elde auf den Straßenzug. Interessant sind die Stege. Hier spülten die Frauen ihre Wäsche. Gleichzeitig wurden in diesem Seitenarm die Kühe getränkt.
Und wieder am rechten Bildrand Kiez 10 nach dem Umbau 1929.
So war die Sanierung vom Kiez 09 geplant (rechte Zeichnung), aber leider wurde daraus ein kompletter Neubau (siehe Bild unten rechts).
Eine Partie auf dem Seitenarm der Elde. Übrigens bildete dieser Seitenarm die natürliche Grenze zwischen der Stadt Neustadt und dem bis 1936 unabhängigen Kiez.
Der Giebel im Bild links oben ist das Wohnhaus von Frau Meister.
Diese Bild entstand 1930 vom Kiez kommend über das Gewässer Richtung Wasserstraße. Die spätere Brücke wurde von Heinberg projektiert.
Das rechte Gebäude war Wohnhaus und Stallgebäude von Landwirt Makmann.
Diese Aufnahme aus den 1950er Jahren zeigt den ehemaligen Eldearm nur noch als Graben. Im Hintergrund sehen wir die von Heinberg projektierte Brücke. Links von der Böschung die Häuser Kiez 07 bis 10a.
Diese Aufnahme stammt von 2013. Die Garagen wurden 1986 gebaut und dienen Reinhold Erdmann als Lager.
Hier ein Blick auf das Haus Kiez 22.
Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 2013. Links geht es über den Kiez Richtung Landwehr / Ludwigsluster Straße.
Wir sehen hier den Stall vom Wohnhaus Kiez 22 mit der ehemaligen Einfahrt zur Diele. Ihre Grundfläche nahm den größten Teil des Hauses ein.
In dem Balken über dem Tor sind noch einige Buchstaben der ehemaligen Inschrift zu erkennen. In dem Balken über den kleinen Türen im Untergeschoss des Stalles sieht man ganz deutlich die Jahreszahl 1777 und eine Hand.
Die Hand soll alle Bewohner von Unheil (Krankheiten, Feuer, Unfälle, usw.) fernhalten; sie gilt als Abwehrzeichen: „Bis hier und nicht weiter.“
Das Haus Kiez 23 von Maler Ludwig Menz mit Werkstatt und Scheune um 1930.
Während des II. Weltkrieges stand darin der Totenwagen.
Am 27.Februar 1937 brannte die Scheune ab. Große Gefahr bestand für das Wohnhaus und die Räucherei, ein mit Terpentin, Lacken usw. belegter Schuppen hatte schon Feuer gefangen. Es gelang der Neustädter Feuerwehr aber, den Brand zu löschen.
Hier sehen wir die Kameraden der Wehr vor den verkohlten Resten der Scheune. Diesen Brand müssen wir in einer Reihe von 6 Brandstiftungen sehen, die 1937 viele Neustädter von Februar bis Juli verunsicherten. Auch auf Gerätschaften der Wehr wurden Anschläge verübt. Die beiden 17jährigen Brandstifter wurden gefasst und zu 4 bzw. 5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Das Haus Kiez 23 kurz vor dem Abriss 2003.
Maler Menz hat jedes Jahr zu Pfingsten sein Haus gestrichen. Sein Kommentar dazu: „Dat Hus kricht nu wedder ne niege Schött.“(Das Haus bekommt jetzt wieder eine neue Schürze.)
m Oktober 2003 wurde mit dem Bau des Hauses Kiez 23 zum Montessori-Kindergarten begonnen.
Im Hintergrund sehen wir die katholische Kirche. Ihre Grundsteinlegung fand am 12. No- vember 1965 statt; die Weihe der Kirche „St. Ansverus“ am 12.Juli 1969.
Die Kinder stehen vor dem hinteren Teil des Hauses Kiez 27. Dort wohnte der letzte Dorfschulze vom Kiez. Der 1895 geborene Friedrich Wiedow wurde 1929 in sein Amt eingeführt. Am 16.Oktober 1934 wird der Antrag auf Eingemeindung des Kiezes gestellte. Und seit diesem Tag soll Wiedow nicht mehr als Dorfschulze gearbeitet haben. Offiziell hört das Amt des Dorfschulzen und des Dorfparlaments mit dem Eingemeindungsvertrag aber erst am 01.April 1936 auf.
Doch es wird noch kurioser: Im „Auszug aus dem Regierungsblatt für Mecklenburg“ mit der Nr. 40 vom 29.August 1936 wird mitgeteilt, dass „die Gemeinde Kiez mit Wirkung vom 1.Oktober 1936 in die Stadt Neustadt-Glewe eingegliedert“ wird.
Aber erst am 20.November 1936 wird das Rechnungsbuch der Gemeinde Kiez abgeschlossen, die Akten und das Inventar dem Bürgermeister von Neustadt-Glewe übergeben.
Diese zusammengesetzten Bilder zeigen den vorderen Teil des Hauses.
So sieht das Gebäude heute aus.
Dieser Blick zeigt uns noch einmal die heute nicht mehr vorhandenen Häuser von Heinrich Cornehl (am rechten Bildrand) und Heinrich Saß (hinter Cornehl) von der Hauptstraße aus gesehen.
Burkhard Saß und Manfred Jörs kauften das Grundstück von Frau Meister, um ein Wohnhaus darauf zu errichten.
Diese Aufnahme vom bereits erfolgten Abriss entstand am 10. November 2016
Der Bau macht einen raschen Fortschritt, wie diese Aufnahme vom 15. März 2016 zeigt. Der Beobachter steht im Haus Wasserstraße 12.
Kiez 30, das neue Wohnhaus der Familie Cornehl.
Kiez 28, das alte Haus von Fuhrunternehmer und Bahnspediteur Heinrich Saß.
Am rechten Bildrand sehen wir das Haus Cornehl. Im Haus waren Stallung und Wohnung untergebracht.
Das Haus der Familie Heinrich Saß nach dem Neubau und der Sanierung nach der Wende
Während und nach der Sanierung des Hauses Breul, Kiez 27. Da die Diele des Breul`schen Hauses die größte im Dorf war, wurde hier jedes Jahr das Erntefest gefeiert. Nach der Eingemeindung schlief diese Tradition ein.
21. Dieses Haus wurde 1946 von einem Frese aus Rostock aus Kalksandsteinsandstein gebaut und dann an Herrn Möller verkauft.
Die Steine waren von so schlechter Qualität, dass die Fassade geputzt werden musste. Davor steht das Haus …
Eine Besonderheit am Haus Kiez 11 ist die Balkeninschrift. Diese wurde 2013, soweit wie möglich, wieder sichtbar gemacht:
„Wo Gott zum Haus nicht Gibt seine Gunst arbeitet jederman umsonst der Wechter“
Die Inschrift wurde so übernommen wie sie geschrieben wurde – der Inhalt dürfte klar sein.
Das Haus Kiez 13, ehemals Ollenschläger. Dann kaufte es Fritz Schulmeister, ein Sohn von Schlachter Schulmeister.
So sah das Haus vor dem Brand 1949 aus. Es brannte komplett runter, nur der Schornstein blieb stehen.
Hier sehen wir die Werkstatt von Pantinenmacher Hans Koop, Kiez 15. Diese übernahm er bereits von seinem Vater. Nach dem Einstellen der Produktion hat die Tochter das Haus zur Wohnung umgebaut.
Das Wohngebiet „An der Landwehr“ Richtung Ludwigsluster Straße.
Noch während der DDR-Zeit wurde von der Firma Christian Peters mit dem Bau dieses als Werkstatt geplanten Hauses begonnen.
Nach der Wende stand es lange Zeit leer. Dann kaufte es der 1991 neu gegründete Neustädter Schützenverein und schuf sich daraus ihr Schützenvereinshaus. Friedrich Metzger und Dr. Peter Schletter fungierten als Bankbürgen. 2013 wurde das Gebäude von Dr. Peter Schletter privat gekauft.
Dahinter sehen wir das nach der Wende errichtete Wohnhaus von Dachdeckermeister Henry Huber.
Das Gebäude wurde von Steffen Huber erworben und 2017 zu einem Wohnhaus umgebaut.
aktualisiert: 03. Dezember 2018
Gerhard Düker 2015
Auskunft zur historischen Entwicklung der Straße erteilt:
Herr
Gerhard Düker