Technikum
Ein historischer Spaziergang rund um das Technikum von Neustadt-Glewe.
(von Gerhard Düker)
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Hofapotheker Schmidt konnte Bürgermeister Krasemann und Senator Ohse für die Ansiedlung der Baugewerk- und Werkmeisterschule aus Langensalza in unserer Stadt gewinnen. Am 25. Februar 1882 befürwortete das Stadtparlament die Übernahme des Technikums. Eine Bedingung hatte die städtische Körperschaft ausgehandelt:
Eine Beihilfe von 3000 RM aus dem landesherrlichen Industriefonds für zusammen 3 Jahre war zugesichert. Außerdem hatten auf Betreiben von Herrn Ed. Müller, F. Koch, H. Manrau, H. Schmidt, M. Vesper, J.H. Boltz und C. Brockmann ca. 100 Bürger zugesichert, jährlich 950 RM zur Verfügung zu stellen.
Ende März wurde in der Alten Burg die neue Baugewerk-, Maschinen- Mühlenbauschule eingerichtet. Zwölf helle und geräumige Klassenzimmer standen nach dem Umbau zur Verfügung. Der 30. März 1882 kann als Geburtstag unseres Technikums angesehen werden. An diesem Tag wurde der Vertrag zwischen der Stadt und Direktor Jentzen, dem Besitzer und Leiter der Anstalt, unterzeichnet.
Diese Platte mit den Symbolen weist vermutlich auf die verschiedenen Fachrichtungen hin, die hier gelehrt wurden.
Am 24.Januar 2002 stürzt das „Alte Haus“ der Burg bei Sanierungsarbeiten ein. Die Tafel wird dabei völlig zerstört.
Im Jahr 2012 konnte die neue Tafel angebracht werden.
Ein beliebtes Fotomotiv war immer wieder der Burghof, auch nachdem die Studenten die Burg längst verlassen hatten.
Am 1. April 1888 geht die Schule unter Bürgermeister Schlüter in das Eigentum der Stadt über.
Da die Besucherzahl inzwischen auf 128 gestiegen war, reichten die Räume in der Alten Burg nicht mehr aus. Die unterste Maschinenbauklasse musste im Saal des Hotel Koropp (zu DDR - Zeiten Hotel „Theodor Körner“) untergebracht werden.
Aber auch im Hotel Koropp wurde es bald zu eng. Es wurde der Neubau eines Gebäudes beschlossen.
Am 4. November 1890 wurde das neue Schulgebäude eingeweiht.
Um dem Andrang am Technikum Rechnung zu tragen, ließ die Stadt 1893 unter Leitung von Senator Lindig einen Seitenflügel an das Hauptgebäude anbauen. Zu dieser Zeit unterrichtete die Anstalt in folgende Abteilungen:
1. die Maschinen-Ingenieur- Schule
2. die Maschinen- und Mühlen- Techniker- Schule
3. die Werkmeister- Schule und 4. die Müller- Schule.
Auf Grund der sich weiter entwickelnden technischen Schulen und der ständig wachsenden Besucherzahl in unserem Technikum entschloss man sich 1900 zum Neubau des Elektrolaboratoriums und des großen Saales 2.
Auf Anregung von Direktor Bellot wurde 1905 ein Elektrizitätswerk neben dem Hauptgebäude errichtet, das zugleich Laboratorium und Übungsraum für das Technikum war. Neben der Schlosserwerkstatt mit Schmiede und Maschinenraum mit Drehbank, Bohr-, Fräs- und Hobelmaschine wurden eine Zählereichstation und eine Ankerwickelei, sowie eine Bogenlampenprüfstation eingerichtet.
In dem Buch von Claus Ritter „Anno Utopia“, das 1982 im Verlag Das Neue Berlin erschien, finden wir auf der Seite 269 diese Abbildung. darunter die Jahreszahl 1904.
Am 01.Januar 1937 wurde hier eine Orter- und Fliegerschule eröffnet. Ob in diesem Zusammenhang die Inschrift erweitert wurde, lässt sich heute nicht mehr klären.
Diese beiden schönen Karten wurden 1901 bzw. 1910 geschrieben. Man möchte sie schon als „Kunstkarten“ bezeichnen. Besonders beeindruckend ist diese Einheit von Technikum und „elektrischer Centrale“. In den nächsten 35 Jahren führt das Gebäude bei den Darstellungen des Technikums ein regelrechtes Schattendasein. Links am Kartenrand ist noch das Wohnhaus des Direktors zu erkennen. Es wurde auf Vorschlag des Gewerbevereins gebaut.
Aber auch in der fotografischen Darstellung des Technikums hat man sich etwas einfallen lassen. Postkarten dieser Art tragen die Poststempel von 1901 bis 1910.
Bei dieser kolorierten Ansichtskarte, mit Poststempel 1915, hat man die Fenster vergoldet. Das finden wir zu dieser Zeit auch bei Darstellungen öffentlicher oder repräsentativer Gebäude, z.B. dem Schloss.
Das Technikum und die Studenten waren ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in unserer Stadt. Als z.B. die Klempnerfamilie Ernst Peters das alte Haus am Marktplatz um die Jahrhundertwende umbaute, wurden im Dachgeschoss Zimmer für Studenten mit vorgesehen.
Einige Häuser, so Markt 04 Frau Richter, zeigten sogar deutlich die Unterbringung der Studenten. An der Hausfront war das Wappen der Burschenschaft angebracht, denen die Studenten angehörten.
Wir haben hier die Große Straße 26, Kaufmann Vogel. Seine Frau beherbergte Studenten, die das Zeichen ihrer Burschenschaft ebenfalls am Giebel sichtbar angebracht haben. Mutter Vogel gab auch einen Mittagstisch für Studenten.
Eine private Unterkunft, in diesem Fall von dänischen Studenten.
Die „Turnerschaft Alemannia“ wurde am 26. August 1891 als Techniker – Turnverein Alemannia gegründet. Seine Farben waren: rot – weiß – grün. Diese Karten nutzten die Techniker z. B., um eine von ihnen verehrte junge Dame zum Ball eizuladen. (Nichte von Frau Schulz)
Diese Constante ist von einer Postkarte mit Stempel von 1905.
Ab 1930 wurde das Gebäude als Sportraum genutzt und nach 1933 lagerten hier Fahnen und Transparente.
Im August 1930 bezogen die Alemannen ihr neues Heim, und ebenfalls am Schützenhaus gelegen. Nach dem Umzug diente sie den Studenten als Sportraum und nach 1933 wurden hier Fahnen und Transparente eingelagert.
Hier sehen wir zwei Seiten aus der Bierzeitung der Alemannia. In diesen Zeitungen nahmen sich die Studenten selbst auf die Schippe.
Selbstverständlich gab es für das Vereinsleben vorgeschriebene Regeln. Hier das „Statut des T-T-V „Alemannia“, gedruckt in Neustadt. Wir sehen, auch hier tat sich für die Stadt eine Einnahmequelle auf.
Die Turnerschaften waren auf Landesebene in verschiedenen Kreisen (Gaue) organisiert. dafür gab es Mitgliedskarten.
Architekt Conrad Volland, Lehrer am Technikum, gründete zur Förderung der Stenographie am 13. Februar 1888 den „Verein vereinfachter Stenographie“. Dieser gab sich am 13. August 1893 den Namen Arminia, dessen Vereinsfarben grün – silber – schwarz waren.
1922 wurde ihr Vereinsheim ebenfalls am Schützenhaus eingeweiht. Das rechte Foto entstand anlässlich des Stiftungsfestes 1930.
Dieses Bild stammt aus der Bierzeitung der Arminia und zeigt den Bierstreik im November 1906. Unter dem Bild lesen wir: „Zug sämtlicher Vereine nach der Brauerei.“
Worum es in diesem „Krieg“ ging, wird leider nicht mitgeteilt.
Dass das Bier im Leben eine nicht unwesentliche Rolle spielte, zeigen nicht nur die Eintragungen in den Bierzeitungen.
Auch auf den Postkarten sieht man immer wieder Bierfässer mit dem Aufdruck § 11. Was aber dieser Paragraf besagt, konnte ich noch nicht ermitteln.
Im Wintersemester 1892/93 formierte sich der Techniker – Studenten – Verein Baltia. Er ging aus dem Stenographie – Verein hervor. Seine Farben: hellgrün – silber – schwarz. Leider konnte ich bisher noch keine Ansichtskarte mit ihrem Wappen erwerben.
Ihr Vereinszimmer hatten sie im Burghotel. Im linken Bild sehen wir den Ausschnitt von einer alten Postkarte und rechts haben wir einen Blick auf das sanierte Gebäude in heutiger Zeit.
Dieses Gruppenfoto der Balten wurde im Schlossgarten Pfingsten 1925 aufgenommen, im Hintergrund der Pavillon.
Der Wissenschaftliche Bautechniker – Verein Concordia wurde am 10. November 1894 gegründet. Ihm gehörten ausnahmslos Studenten der Hoch- und Tiefbauklassen an. Neben geselligen Veranstaltungen befassten sie sich mit wissenschaftlichen Arbeiten. Ihre Farben waren rot – gelb – grün.
Sie besaßen seit Februar 1925 ein eigenes Heim am See. Seit DDR-Zeiten gehörte das Haus Zahnarzt Röpke.
Am 14. Mai 1893 wurde der Techniker – Gesangs – Verein Glewia ins Leben gerufen.
Sein Wahlspruch lautete: „Des Lebens Sonnenschein ist Singen und Fröhlichsein.“ Sie hatten sich für die Farben blau – weiß – blau entschieden.
Üben konnten sie ab 1928 in ihrem „Glewen – Heim“ am See.
Die alten Herren kauften das Grundstück am 28.Oktober 1926 vom Besitzer des Seerestaurants Paul Schulmeister. Über dem Eingang sehen wir die Farben blau – weiß – blau.
Der 16. Juni 1900 ist der Gründungstag der Gothia. Die offizielle Anerkennung durch das Direktorium der Schule und der Stadtverwaltung erfolgte am 11. Februar 1901. Während sich der Verein anfangs mit der Orchestermusik beschäftigte, galt ihr Interesse später der Wissenschaft und Literatur. Die Farben der Gothen waren rot – weiss – gold. Unter dem Wahlspruch: „Für Freiheit, Freundschaft, Vaterland“ trafen sie sich regelmäßig im Schützenhaus.
Die Burschenschaft hatte ihre Constante im Hotel Stadt Lübeck. Hier ein Blick in dieselbe.
Die älteste in Neustadt gegründete Burschenschaft war die am 03. Mai 1887 aus der Taufe gehobene Minerva (Germania).
Dieser wissenschaftliche Maschinentechniker – Verein kümmerte sich um die Weiterbildung der jungen Techniker. Ihre Farben waren schwarz – rot – gold.
Dieser Karte wurde in der Neustädter Druckerei Hamburg hergestellt. Das Jahr wurde leider nicht vermerkt.
Am 10.Mai 1927 erwarben die alten Herren am Schützenhaus ein Grundstück von der Stadt. Dort erbauten sie ihr Heim, das sie im Jahr 1929 beziehen konnten.
Am 10.März 1939 wurde es an den Förster Arthur Rathsack verkauft.
Heute ist es das Wohnhaus der Familie Siegfried Eichler.
Aber auch im Freien ließen sich die Minerven fotografieren. Rechts im Bild mit der gestreiften Bluse sehen wir Mutter Tetens, die „Chefin“ vom Schützenhaus.
Diese Broschüre erschien zum 25. Gründungsjubiläum. Wir finden hier nicht nur die 28 Paragrafen der Statuten, sondern auch die Geschichte der Burschenschaft sowie das Verzeichnis aller Mitglieder, einschließlich der Ehrenmitglieder.
Am 28. November 1891 schlossen sich 18 Sudenten im Maschinen – Techniker– Verein Normannia zusammen. Die Genehmigung ihrer Farben schwarz – grün – gold wurde im Dezember 1892 freigegeben. Zweck und Ziel der Normannia war die Förderung der technischen Wissenschaften.
Erst relativ spät, im Jahre 1931, besaßen sie ein eigenes Heim am See. Die alten Herren erwarben das Grundstück am 05.März 1931 von Paul Schulmeister. Am 24.Jan. 1936 wurde die Immobilie an Karl Arnold verkauft.
Der Allgemeine Techniker – Verein (ATV) war keine Neugründung, er wurde 1882 in Neustadt weitergeführt. Über Namensänderungen vom ATV Thalia – Club über ATV und im Juli 1893 in ATV „Ascania“ folgte der Name ATV Teutonia. Seine Farben waren blau – silber – schwarz. Er machte es sich zur Aufgabe, durch wissenschaftliche Vorträge und die Klärung technischer Fragen den Studenten eine außerschulische Weiterbildung zu ermöglichen. Ihm gehörten 2/3 der Belegschaft des Technikums an.
Diese Broschüre des Alte-Herren-Verbandes erschien anlässlich des ersten Treffens nach dem Krieg, gedruckt bei G. Hamburg in Neustadt.
Es muss sich bei diesem Verein um eine schlagende Verbindung gehandelt haben. Nicht nur die Florette auf der Titelseite lassen diesen Schluss zu, einer der Studenten hatte den Namen „Schmiß“.
Von 1894 bis 1920 war ein Teil der Verbindungen im „Chargierten – Convent“ (C. – C.) zusammengeschlossen. Nach der Auflösung dieses Verbandes organisierten sich seit Pfingsten 1920 alle neun Burschenschaften im „Haupt – Convent Neustadt“ (H. – C. N.) und die A. – H. – Verbände im „Senioren – Convent“ (S. – C.).
Schon früh wurden die Postkarten als „Werbeträger“ wohl nicht nur für das Technikum genutzt. Diese Ansichtskarte wurde zwischen1890 und vermutlich 1892 gedruckt. Eine beschrieben und abgestempelte Karte zeigt, dass sie noch 1901 zum Versenden von Grüßen benutzt wurden.
Im Kaiserreich waren Schwarz-Weiß-Rot ab 1892 die die Farbe der offiziellen Nationalflagge. Besonders vaterländisch gesinnte Studentenvereine zeigten sich gerne mit diesen Farben bzw. der Fahne. (Internet)
Demnach waren 2/3 der Neustädter Verbände kaisertreu.
Auch zu besonderen Anlässen, wie dem 25-jährigen Jubiläum des Technikums, wurden Ansichtskarten gedruckt. Zirkel und Dreieck weisen auf die Concordia hin, über deren Sinn man aber nur spekulieren könnte.
Hier eine interessante Kombination von Technikum und Brauerei (§ 11)
Den Grund entnehmen wir der Karte.
Hier die Direktoren bzw. Leiter der Lehranstalt von 1882 bis 1936.
E. Jentzen 1882 bis 1894
O. Bellot 1894 bis 1916
L. Grufke 1916 bis 1927
J. Lang-Heinrich 1928 bis 1934
Drei verschiedene Kopfbögen der Leitung des Technikums aus den Jahren 1918, 1919 und 1927.
Das Reifezeugnis vom 25.März 1899 gab es für theoretische Vorkenntnisse und zeichnerische Fertigkeiten.
Dass ein Techniker auch gleich mehrere Abschlüsse machen konnte, zeigt uns Fritz Nebelung.
Am 23.September 1903 bekam er ein Diplom als Maschinen-Ingenieur …
Mit ihren Ausflügen in die Umgebung von Neustadt erregten sie natürlich Aufsehen. Der Magistrat der Stadt schickte ihnen einen Brief, in dem ihnen die Bedingungen zum Führen von Kraftfahrzeugen bekanntgemacht wurden. Es dürfte eine der ersten Aufforderungen zur technischen Abnahme und zum Erteilen eines Führerscheins gewesen sein
Vom Erfolg angespornt gründeten Foth und Nebelung in Dömitz eine kleine Fabrik, in der sie Autos bauten. Bekannt ist, dass sie acht Angestellte hatten, wieviel Fahrzeuge sie bauten ist unbekannt. 1909 trennten sich die beiden, weil mit dem Verkauf ihrer Autos kein Geld mehr zu verdienen war. Während Foth wegzog, blieb Fritz Nebelung in Dömitz. Womit er sich beschäftigte, zeigt uns dieser Kopfbogen. Seine Werkstatt bestand auch noch zu DDR-Zeiten und wurde von seinem Schwiegersohn weitergeführt.
Karl Peters ergänzte zu diesem Artikel, dass einer Neustädterin dieses Schicksal erspart blieb. Sie lief mit den beiden Studenten, war aber nicht schnell genug.
Zwei Aufnahmen von der Ehrenwache an den offenen Särgen, die vermutlich im Parkrestaurant aufgebahrt waren.
Am 17. Februar 1911 schreibt die „Mecklenburgische Zeitung“:
„Ein in unserem Ort wohl noch nie gesehener feierlicher, imposanter Trauerzug bewegte sich heute Nachmittag (14. Februar) durch die Stadt. Es wurden die Leichen der beiden Techniker(…) nach dem Bahnhof geleitet, um in die Heimat überführt zu werden. (…) …“
Vorne geht der T. V. Gothia, dahinter der Chargierten-Convent (kurz C. – C.), gefolgt von den Normannia.
In dieser Aufnahme marschieren die Concordia.
Die Reihenfolge der Verbände wurde ausgelost, damit es keine Streitigkeiten gab.
Am rechten Bildrand sehen wir Pastor Kallies. Der Stadtdiener Hinrichs trägt die beiden Kränze, hinter ihm Direktor Bellot, neben B. Bürgermeister Eberhard.
Hinter ihnen in den nächsten vier Reihen gehen die Lehrer und Hilfslehrer des Technikums.
Zwei weitere Aufnahmen des Umzugs.
Weiter lesen wir am 17. Februar: „… An dem Trauerzug nahmen außer den Angehörigen, dem Magistrat, dem Lehrerkollegium und vielen Bürgern die gesamte hiesige Technikerschaft mit umflorten Vereinsfahnen(…) teil. (…)“
Zahlreiche erhalten gebliebene Fotos und eine mehrteilige Postkartenserie dokumentieren noch heute dieses Ereignis. Und trotz aller Zwistigkeiten zwischen einigen Neustädter Bürgern und den Technikern wurde hier einmal mehr bewiesen, dass sich die Neustädter mit „ihrem“ Technikum und seinen Studenten identifizierten.
Im Hintergrund sehen wir das Lehmkulsche Haus, benannt nach der Besitzerin.
Dieses Haus wurde von der Stadtverwaltung erworben, da die Bürgermeisterwohnung im Rathaus für die Verwaltung benötigt wurde. Mit der Grundbucheintragung vom 23.Dezember 1938 war die Stadt der Eigentümer. Der Umbau kostete rund 25000 Reichsmark. Wann Bürgermeister Brümmer hier einzog ist leider nicht bekannt.
Nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges am 01.August 1914 wurde der Bürgermeister als einer der Ersten, er war Offizier der Reserve, eingezogen.
Er fiel am 17.September 1914 bei Noyon (Frankreich).
Aber nicht nur Neustädter Bürger sondern auch 120 Studenten und 05 Lehrer folgten sofort. Weitere 50 Freiwillige zogen an die Front.
Der Unterricht im Wintersemester 1914/15 wurde mit 82 Schülern weitergeführt.
Unter Leitung von Frau Bellot wurde im Seitenflügel des Technikums ein Vereinslazarett eingerichtet.
Kriegsbeschädigte wurden zur Weiterausübung ihres Berufes ausgebildet.
In der „Kriegsbeschädigtenschule“, wie man sie jetzt nannte, wurden Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Tischler, Radmacher, Schmiede, Schlosser, Klempner usw. unterrichtet. Außerdem wurden Heizer, Maschinisten und Elektriker ausgebildet.
Unter Leitung von Frau Bellot wurde im Seitenflügel des Technikums ein Vereinslazarett eingerichtet.
Kriegsbeschädigte wurden zur Weiterausübung ihres Berufes ausgebildet.
In der „Kriegsbeschädigtenschule“, wie man sie jetzt nannte, wurden Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Tischler, Radmacher, Schmiede, Schlosser, Klempner usw. unterrichtet. Außerdem wurden Heizer, Maschinisten und Elektriker ausgebildet.
Doch zurück zum Vereinsleben. Sehr gerne ließen sich die Studenten am Schützenhaus fotografieren, in der Reihenfolge: 1906, 1921 (Poststempel) [vorhergehende Seite] und Datum unbekannt.
Aber auch der Schlossgarten und der Schützenpark waren eine begehrte Kulisse: 1906, 1912 (Poststempel)
Auch mit ihren Aufzügen, Bannerweihen, Jubiläen usw. bereicherten die Techniker das kulturelle Leben unserer Stadt. Diese Aufnahmen sind leider wieder ohne Datum.
Aus Anlass der Aufnahme des 400. Technikers wurde für die Techniker seitens der Stadt am 07. Dezember 1901 eine Festveranstaltung organisiert.
Wahrscheinlich hatte jeder Technikerverein einen „wichtigen“ Neustädter Bürger als Ehrenmitglied. Beim ATV Teutonia war es der Bäckermeister „Onkel“ Fritz Possehl (mit Zylinder). Er fehlte bei fast keiner Veranstaltung, wie hier im Festzug bei einer Bannerweihe.
Es gibt Einzel- und Gruppenaufnahmen von den Technikern, oft als Postkarten. Diese wurden dann auch verschickt.
Das erste Foto stammt von 1921 und enthält auf der Rückseite den Vermerk: „mein Bruder Alfred“. Die meisten hier gezeigten Bilder entstanden zwischen 1909 und 1913.
Einige Bilder sind gar nicht beschriftet, andere dagegen sehr informativ.
Da hier das Datum fehlt, muss man davon ausgehen, dass dieses Bild vor 1927 aufgenommen wurde. In der untersten Reihe, in der Mitte, sehen wir den Lehrer und Leiter des Technikums, Louis Grufke.
Am 20.November 1927 verstarb der bereits erwähnte 67-jährige Louis Grufke. Er gehörte ab dem 01.Mai 1888 dem Lehrerkollegium an. Seine Aufbahrung mit Ehrenwache erfolgte sicherlich im Technikum …
… denn wir sehen hier, wie die Trauergäste das Gebäude verlassen.
Sein Gesundheitszustand ließ schon seit 1919 zu wünschen übrig.
Das Grab von Louis Grufke, von dem jetzt noch einige Daten genannt werden sollen.
Am 01.April 1916 wurde der Mathematiker Grufke als stellvertretender Direktor mit der vorläufigen Führung der Geschäfte beauftragt. Von Januar 1920 bis Juli 1921 war Dipl.-Ing. Langenbeck Direktor. Dann wurde die Leitung der Anstalt einem Direktorium übertragen, dessen Vorsitz Mathematiker Grufke führte. Diese Position behielt er bis zu seinem Tod inne.
Bereits zu seinen Lebzeiten bekam er für seine Leistungen von den Technikern Anerkennungsurkunden überreicht.
Auch Lehrer bekamen von den Studenten Erinnerungsfotos. In diesem Fall trifft es Dipl. Ing. Hirschfeld.
Das ganz große Ereignis für unsere Stadt war das 50-jährige Jubiläum des Technikums.
Ob diese beiden Aufnahmen im Schlossgarten auch dazu gehören, konnte der Besitzer der Bilder nicht sagen. Aber zumindest vermutet er es.
Die Alten Herren des ATV Teutonia auf dem Marsch zum Frühschoppen auf dem Marktplatz.
Das Treiben auf dem Marktplatz Pfingsten 1932 war der Höhepunkt und Abschluss des Jubiläums. (Bilder oben)
Ca. ein Jahr später bekamen die ersten Lehrer die Veränderungen seit dem 30.Januar 1933 zu spüren.
Im Mai 1935 sollte der nichtarische Dipl. Ing. Helmut Hirschfeld vom Technikum vertrieben werden. Dank des mutigen Einsatzes von Dipl. Ing. Hans Studemund (seit Okt. 1934 Fachlehrer für Bauingenieurwesen) wurde dieses Ansinnen verhindert.
Das hatte für ihn persönliche Konsequenzen; nach mehrfachen Bedrohungen verließ er im August 1936 das Technikum.
1936 wurde das Technikum geschlossen und eine Orter- und Fliegerschule eröffnet.
1943 zog hier die Berlin-Lübecker Maschinenfabrik Hansen ein. Er verpachtete sie weiter an Bernhard Berghans. Seine Firma wurde als „kriegswichtig“ eingestuft. (Produktion von „Heeresgeräten“)
Kurz vor Kriegsende erfolgte auf der rechten Gebäudeseite in der obersten Etage die Unterbringung von Häftlingen aus Bützow. Dafür wurden extra die Fenster vergittert. Die Reste davon fand man während der Sanierungsarbeiten in den 1990er Jahren.
Bis März 1946 war hier ein Lazarett untergebracht.
Im Frühjahr 1946 wurden dann Junglehrer in diesem Haus ausgebildet.
Nachdem die Firma Hansen ausgezogen war, entstand hier am 01.Mai 1950 der Volks-Eigene Betrieb Neustädter Werkzeugmaschinen „ Neu-Werk“ und ab 01.Januar 1954 nannte sich der Betrieb VEB Mechanische Werkstätten Neustadt-Glewe.
Anfang des Jahres 1964 vereinigten sich die Betriebe VEB Neu-Werk Neustadt-Glewe und der VEB Werkzeug- und Gerätebau Grabow. Der neue Betrieb nannte sich jetzt VEB Hydraulik Nord Neustadt-Glewe.
Nach der Wende übernahm Herr Christian Rosenkranz dieses Haus und gründete im April 1991 das „institut für berufsbildung und umschulung g. m. b. h.“ (ibu).
Wie wir sehen, wurde das Gebäude durch Herrn Rosenkranz aufwendig saniert.
aktualisiert: 25. August 2019
Gerhard Düker, 2015
Auskunft zur historischen Entwicklung des Technikums erteilt:
Herr
Gerhard Düker